Von 1984- 2008
Die Jahre von 1984 bis 2008
Anfang der 1980er Jahre begab es sich dann, dass nach langen Klagen über den desolaten Zustand des Feuerwehrhauses die Pläne für einen Neubau ins Auge gefasst wurden. Die Stadt Göttingen wollte das zu Errichtende Haus gerne in das neu entstehende Bürgerhaus integrieren oder am Rande des Dorfes ansiedeln, was jedoch am Widerstand der Feuerwehrleute, der Bevölkerung und nicht zuletzt des Ortsrates mit dem Bürgermeister Dieter Henze scheiterte. Alle waren sich einig, das neue Feuerwehrhaus muss zentral im Dorf gelegen sein und nachdem die Standortfrage geklärt war, ging es an die Feinplanung. Im Gebiet der Stadt Göttingen sind in den Jahren zuvor bereits in allen Ortsteilen neue Feuerwehrhäuser gebaut bzw. umgebaut worden, so dass hier schon ein großer Erfahrungsschatz bestand. Im April 1986 war es dann soweit, mit Presslufthammer und Bagger ging es der ersten Hälfte der alten Unterkunft an den Kragen.
Am 11.06.1986 erfolgte die Grundsteinlegung und bereits am 30.05.1987 konnte die Einweihung des neuen Feuerwehrhauses gefeiert werden. Nicht unerwähnt bleiben darf an dieser Stelle der hohe persönliche Einsatz der Feuerwehrmitglieder, der Förderer und Helfer die in über ...... Stunden zum Gelingen dieses Bauwerks maßgeblich beigetragen haben und natürlich massiv geholfen haben Kosten zu sparen. Der Aufwand hat sich gelohnt und auch heute noch erfreuen sich die Besucher der Jahreshauptversammlung und anderen Veranstaltungendaran, dass der Boden der Halle mit Fliesen versehen ist und nichtaus Kostengründen darauf verzichtet werden musste.
Das großzügig geplante Haus zeigte allerdings trotz optimaler Raumausnutzung, dass kein Architektmit dem Materialaufkommen im Bezug auf Fahrzeuge, Anhängern, Gerätschaften und sonstigem Equipment einer freiwilligen Feuerwehr Herberhausen rechnen konnte. Die logische Konsequenz daraus war der Bau der neuen Fahrzeughalle der Anfang 2003 begonnen wurde und mit der Einweihung im Oktober 2003 abschloss. Auch hier sei dem überdurchschnittlichen Engagement der ehrenamtlichen Helfer gedacht, ohne die solche Projekte nicht zu erledigen wären.
Bedingt durch den Neubau des Feuerwehrhauses konnte nun auch die Fahrzeugausstattung der Ortsfeuerwehr wieder aufgestockt werden. Aus Mitteln des Katastrophenschutzes wurde ein LF 16 TS beschafft und in Herberhausen stationiert. Dieses Fahrzeug ist vielen noch in sehr guter Erinnerung, denn die an LF 8-Verhältnisse gewöhnten Feuerwehrmänner bot der 16er eine riesige feuerwehrtechnische Beladung und die unvergessenen Vorzüge einer Standheizung, die sich bei Brandwachen in kalten Nächten größter Beliebtheit erfreute. Im Zuge der Auflösung des Katastrophenschutzes mussten wir Mitte der 1990er Jahre das Auto abgeben. Nachdem es zunächst in Elliehausen unterkam, verrichtet es nun bei der Ortsfeuerwehr Geismar seinen Dienst.
Das Fahrzeugkonzept der Feuerwehren der Stadt Göttingen besagt, dass jede Ortsfeuerwehr über mindestens ein Fahrzeug mit eingebautem Wassertank verfügen soll. Dies war in Herberhausen seit der Ausmusterung des TLF 8 (Mitte der 1980er) nicht mehr der Fall. Aufgrund der besonderen Lage des Dorfes inmitten weitläufiger Waldgebiete bestand hier Handlungsbedarf. Im Jahre 1994 wurde ein neues TLF 8W auf Unimog-Fahrgestell in Dienst gestelltund hat sich bei diversen Freiflächenbränden auf dem Hainberg, dem Kerstlingeröder Feld, dem Kartoffelstein und dem Kompostwerk am Königsbühl bestens bewährt. Die Allzweckwaffe der Ortsfeuerwehr, das LF, 8 hat nun schon seit über drei Jahren das rechnerische Ende
eines Feuerwehrfahrzeuges von 20 Jahren überschritten und wartet trotz intensiver Pflege- und Reparaturanstrengungauf seine letzen Tage in Herberhausen. Nachfolger wird ein LF 10/6 auf Allradfahrgestell mit Eingebautem Wassertank, Atemschutzgeräten im Mannschaftsraum, Druckbelüfter und allen technischen Neuerungen die in der heutigen Zeit zum Standard einer Feuerwehr gehören um eine wirkungsvolle Gefahrenabwehr für die Bürger zu gewährleisten.
Trotz wechselnder Fahrzeuge und damit verbunden wechselnder technischer Ausstattung hat sich das Einsatzgeschehen für die Ortsfeuerwehr Herberhausen nicht grundlegend geändert. Ohne Altpapiersammlungen, Brandsicherheitswachen uns sonstige Veranstaltungen fallen im Durchschnitt fünf bis zehn Einsätze pro Jahr an wobei das Einsatzspektrum von Papiercontainern, Gartenlauben, einzelnen Zimmern bis zu Grossbränden im Bereich der Brandbekämpfungen und Hochwasser, Abstreuen von Ölspuren, Tierrettung sowie Beseitigung von Windbruch und Sturmschäden im Bereich der technischen Hilfeleistungen reicht. Besondere Einsätze für die Herberhäuser Feuerwehr die hier beispielhaft Erwähnung finden sollten sind der Großbrand des Sägewerks Kühne an der Knochenmühle zu dem die Feuerwehr Herberhausen in der Nacht auf Himmelfahrt 1993 alarmiert wurde. Schon bei der Anfahrt zum Feuerwehrhaus war der hell Erleuchtete Himmel über der
Knochenmühle zu sehen. Das Objekt brannte sehr großflächig im Bereich des Holzlagers. Dank stundenlangem, massiven Wassereinsatz über Drehleiter, Wasserwerfer, B- und C-Strahlrohren konnte ein Übergreifen des Feuers auf das Ladengeschäft und die angrenzenden Wohnhäuser verhindert werden. Der Einsatz dauerte bis zum folgenden Sonntag, da immer wieder Flammen aus Holzstapeln aufloderten und Nachlöscharbeiten durchgeführt werden mussten. Sämtliche Feuerwehren der Stadt Göttingen kamen hier nach und nach zum Einsatz wobei die Ortsfeuerwehr Herberhausen nahezu die gesamte Zeit an der Einsatzstelle war. Die Frauen der Aktiven waren über den vollen Zeitraum damit beschäftigt, alle im Einsatz befindlichen Kräfte mit Essen und Getränke zu versorgen, dies kann getrost als Geburtsstunde des Verpflegungstrupps in Herberhausen bezeichnet werden.
Weiterhin erwähnenswert ist eine Ölspur die an einen nasskalten, trüben Sonntagmorgen im November 1996 Aufgenommen werden musste. Ein Fahrzeug hatte über die Strassen des ganzen Dorfes sein Hydrauliköl verteilt und eine Menge Arbeit für die Helfer hinterlassen. Mitten im bestens „Abstreuen und Aufnehmen“erreichte ein weiterer Alarm die Ortsfeuerwehr, ein Zimmerbrand in der Albert-Schweitzer-Strasse ließ die Ölspur vergessen. Eine im Haus befindliche Frau konnte schnell in Sicherheit gebracht werden doch bei der anschließenden Brandbekämpfung wurden die Anwesenden durch eine Durchzündung (Flasch-over) überrascht. Das Feuer war in einer als Abstellkammer missbrauchten Sauna durch versehentliches Einschalten des Ofens entstanden und bei Zufuhr von Sauerstoff so richtig in Fahrt geraten und der daraus resultierende Knall ist allen Beteiligten bis heute unvergessen. Auch der vorweihnachtliche Zimmerbrand 1999 in der Friedrich-von-Bodelschwingh-Strasse bei dem ein kleiner Hund sein Leben lassen musste sollte nicht unerwähnt bleiben.
Eine Auflistung aller Einsätze wäre an dieser Stelle zu langaber meistens ist auch in der lokalen Presse und im Internet aktuell darüber zu lesen.
Um für einen eventuellen Einsatz optimal gerüstet zu sein, muss das gesamte Gerät sicher beherrschtwerden, daher wird die Handhabung regelmäßig geübt. Natürlich ist es nicht besonders aufregend, Handgriffe und Abläufe immer und immer zu wiederholen. Die Lösung ist eine Kombination aus feuerwehrtechnischer und sportlicher Ausbildung, die Leistungswettbewerbe bzw. Pokalwettkämpfe. In der Zeit von Mai bis September eines Jahres stellen sich eine Vielzahl von Gruppen diesen Aufgaben und versuchen hierbei ihren guten Ausbildungsstand unter Beweis zu stellen. Auch die Feuerwehr Herberhausen nimmt seit langen Jahren mal mehr, mal weniger erfolgreich an Stadt-, Kreis- und Pokalwettkämpfen teil.
Nachdem die 1970er mit guten bis sehr guten Ergebnissen auf Stadtebene verlaufen
waren, die in der Teilnahme an den Bezirkswettkämpfen 1978 gipfelten, kam in der Folgezeit eine kleine Durststrecke, die erst anlässlich des 60-jährigen Jubiläums der Feuerwehr Herberhausen beendet werden konnte. Hier platzte der Knoten und nach 15 abstinenten Jahren wurde der Pokal für den erste Platz wieder von Herberhausen errungen. Die Freude war so groß, dass die an der Wettkampfbahn platzierte Erfrischungsbude von Teilnehmern und Fans stundenlang umlagert wurde. Die Folge daraus war eine nicht unerhebliche Menge leerer, kleiner Glasflaschen die sogar im Spülbecken der Bude gelagert werden mussten.
Nach dieser Initialzündung ging es stetig bergauf. Ab 1999 nahmen zwei Gruppen seit 2004sogar drei Gruppen am Wettkampfgeschehen teil und. Wenn es um die vorderen Plätze ging und geht, Herberhausen ist eine feste Größe. Besonders zu erwähnen ist hier der erste Doppelsieg bei den Stadtleistungswettbewerben im Jahr 2003. Bedingt durch die Platzierungen auf Stadtebene hat sich die Ortsfeuerwehr in den letzten 16 Jahren regelmäßig für den Bezirksentscheid qualifiziert. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten auf diesem hohen Niveau ist es allerdings auch hier gelungen den nächsten Schritt zu tun. Waren bis 2004 die Grenzen des Regierungsbezirks Braunschweig das Maß aller Dinge, so konnte in diesem Jahr die Hürde genommen werden und es ging 2005 zum Landesentscheid nach Tarmstedt.
Unter den Besten von 600 Feuerwehren im Land Niedersachsen zu sein, erfüllte alle Teilnehmer und Schlachtenbummler mit Stolz. Die Platzierung war zweitrangig, da das Minimalziel mehr Punkte zu haben als unser langjähriger Mitbewerber aus dem Stadtgebiet, die Ortsfeuerwehr Holtensen, realisiert werden konnte. Auch hier wird sich der geneigte Leser zukünftig auf spannende Duelle gefasst machen können. Der Vollständigkeit halber soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass auch der Bezirksentscheid 2006 in Gifhorn, zum Wohlwollen der herberhäuser Teilnehmer so positiv gestaltet werden konnte, dass es im September 2007 zur erneuten Teilnahme am Landesentscheid, diesmal in Stadthagen, reichte.
Auch an Pokalwettkämpfen im gesamten Kreisgebiet nimmt die Feuerwehr Herberhausen regelmäßig teil, hier auf Einzelheiten einzugehen würde zu weit führen. Exemplarisch nur zwei kurze Anekdoten: Zum einen 1996 Harste, die Gruppe hatte gut geübt und war zeitig am Wettkampfort eingetroffen. Beim Betrachten der vor uns startenden Gruppen wurde das vorher geübte kurzerhand über den Haufen geworfen und mit einem Geniestreich des Wassertrupps neu konzipiert. Völlig verwirrt ging es dann auf die Bahn und zu aller Überraschung klappte es wie am Schnürchen, so dass sich die Helden am Ende jubelnd mit dem Pokal für den ersten Platz in den Armen lagen. Doch nicht immer klappt alles so wie es soll. Mackenrode2003, Saugleitung in akzeptabeler Zeit gekuppelt - alle sind auf dem Weg zur Ziellinie um mit ihren Leitungen die Kanister abzuspritzen. Aus den Rohren spritzt das Wasser - die Kanister fallen zu Boden doch halt, einer steht noch denn der Schlauchtrupp versucht mit Sprühstrahl, den ca. zehn Meter entfernten Kanister zu treffen. Die Zeit verrinnt und der Trupp wundert sich warum das Ziel nicht fällt. Durch lautes rufen der Zuschauer „Sprühstrahl, Sprühstrahl“ wird der Fehler bemerkt und mit Umschalten am Strahlrohr der Kanister endlich niedergestreckt. Die Platzierung war dementsprechend schlecht aber „Sprühstrahl“ bleibt unvergessen.
Natürlich sind alle vorgenannten Ereignisse eng mit der Führung der Feuerwehr und insbesondere mit dem jeweiligen Ortsbrandmeister verbunden. Wer einmal im privaten Bereich ähnliche große Projekte hatte, kann annährend nachvollziehen was für ein zeitlicher Aufwand ein Neubau, eine Renovierung oder vergleichbares in „leitender Position“ in Anspruch nimmt. Auch die Fahrzeugbeschaffung, die Fort- und Weiterbildung der Feuerwehrangehörigen und deren Versorgung mit Schutzausrüstung sind nicht in „lediglich fünf Minuten Fleißarbeit“ erledigt.
Nachdem in den frühen Feuerwehrjahren der Chefposten oftmals ein regelrechter Schleudersitz war, auf dem sich kaum einer zwei Wahlperioden am Stück halten konnte, kehrte dort mit fortschreitendem Alter der Feuerwehr eine gewisse Kontinuität ein. So ist es bezeichnend, dass die letzten 25 Jahre (eigentlich 34) nur drei Ortsbrandmeister für die Geschicke der Feuerwehr verantwortlich waren, was sicherlich einiges über die „Chefs“ aussagt. Diese waren bzw. sind: Hermann Linne 1974 bis 1988, Horst Fehrensen 1988 bis 2000 und seit 2000 Thorsten Geisler. Ein ähnliches Phänomen ist übrigens auch bei den stellvertretenden Ortsbrandmeister und den Gruppenführern zu beobachten. Diese waren als stellv. Ortsbrandmeister von 1977 bis 1989 Berthold Storbeck und seit 1989 Mario Dumke. Als Gruppenführer von 1974 bis 1994 Reinhard Meyer, von 1994 bis 2000 Thorsten Geisler und seit 2000 Oliver Roth.
Natürlich kann man so viele Jahre nicht annähernd in so wenig Worten wiedergeben. Es sollten nur punktuelle Einblicke in die doch sehr ereignisreiche Feuerwehrwelt sein und noch genug Raum für Spekulation und Erzählungen am Lagerfeuer lassen.